Finale an der Vorderachse

Man kann’s auch übertreiben – eindeutig! Denn um vier Schauben korrekt zu montieren, habe ich gestern idiotischer Weise 90 Minuten investiert. Normale Bastler sind dafür lieber ein wenig effektiv oder trin­ken während dessen ein kühles Blondes. Doch der Reihe nach…

Das Finale an der Vorderachse stand an und daher hatte ich bei Limora einige Schrauben für die Querlenker gekauft. So weit, so gut. Dann kam mir jedoch die grandiose Idee, die Hebelarme der Lenkung am Achsschenkel mit schönen Edelstahlschrauben zu montieren. Wieder mal geht’s mir dabei vor allem um ästhetische Gesichtspunkte. Und die Materialfestigkeit sollte hier wohl ausreichen. Original ist dort ein UNC-Feingewinde in 7/16“ mit Sechskantkopf und ca. 45 mm Länge verbaut. Beim Berliner Edelstahldealer meines Vertrauens, Max Witte, gab es 7/16“ UNC-Feingewinde aber nur in 50 mm Länge – und mit Innensechskant. Passende Scheiben lagen nicht parat, also griff ich zu etwas kleineren Scheiben, um Sie später aufzubohren. Kurzes Rechenspiel am Rande: Bei Max Witte gabs den edlen Bolzen zu 5 € das Stück, bei Limora in schnödem 8.8er Stahl für 7,81 €…

Das allein wäre kein großes Hindernis gewesen. Doch die Bolzen mussten nun um ca. 5 mm gekürzt werden. Und um Sie korrekt zu montieren, habe ich außerdem die Gewinde im Achsschenkel nachbohren müssen, denn Farbe hatte die Gewindegänge verstopft. So – ich dachte, alles würde jetzt passen. Doch dann fiel mir auf, dass der Innensechskant der Bolzen keinem metrischen Standardmaß entsprach. Also griff ich zu einem alten Inbuswinkel und schliff mit der Flex die Flanken so zu Recht, dass der Sechskant wieder passte. Damit waren eineinhalb Stunden möglichst ineffektiv vergeudet. Aber was soll’s, jetzt habe ich schöne, nicht-rostende Schrauben am Fahrwerk, die man fast nie zu Gesicht bekommt. Doch ich mag solche kleinen Sonderfälle, auch unterm Blech…

Die Achsschenkel waren damit endgültig komplett. Es ging nun darum, die Aufnahmen der Federn an den Querlenkern zu montieren. Die neuen Schrauben gab’s im Kit bei Limora und mit ein wenig Gewalt ließen sie sich sogar montieren. Ein viel größeres Problem wartete in Form der Federn auf mich, denn zum Pressen dieser Dinger braucht man entweder ein MG-Spezialwerkzeug oder eine improvisierte, aber sinnvolle Lösung auf Grundlage eines Langgewindes bzw. einer alten Spurstange. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an meine Leser Torsten und Steini, die sich mit wirklich guten Ideen zu Wort meldeten.

Ich fasste jedoch den Entschluss, mich zunächst ohne jegliches Spezialwerkzeug, vielmehr mit ein wenig Mut zum Risiko und bestehender Infrastruktur dem Problem zu nähern. Und – siehe da – es klappte! Denn mit ein paar (stabilen!) Zurrgurten und meiner Hebebühne hatte ich eine gute Plattform in der Breite des Fahrschemels parat. So konnte ich alle Schrauben erreichen und den Fahrschemel variabel positionieren, so dass ich schließlich den unteren Querlenker gegen die Federkraft nach oben spannen und den oberen Querlenker verbinden konnte. Alles eine Frage des Raumes…! Anhand der Bilder wird dies vielleicht deutlicher. Die Sache war sicher keine vorbildliche Installation (der Arbeitsschutz würde streiken!), doch es ging – und ich würde es wieder so machen.

Was Viele beim Einbau der Federn vergessen: Man muss vorab zwei Bolzen mit Gummilagern in den Fahrschemel einführen, um diese später als Montagepunkte am Wagen zu nutzen. Und auch ich hätte das fast vergessen. Zum Glück erinnerte ich mich noch rechtzeitig an „An MG is born“, wo die Problematik kurz thematisiert wurde. Also: Bolzen raussuchen, die nagelneuen Lager aus PU ein wenig einschmieren (Schmiere wurde damals mitgeliefert) und rein damit. Klebeband hält die ganze Sache nun bis zum Einbau „griffbereit“.

Am Ende lag die nun wirklich schwere Vorderachse auf der Werkbank. Und sie strahlt wie neu – was für ein tolles Ding! Hier und da werde ich nochmal den Lack nachbessern, doch das ist eine Kleinigkeit.

Den schönen Anblick nehme ich zum Anlass, um den Aufbau für Spencer mit allen Feinheiten und Änderungen nochmal zu beschreiben:

  • Alle Bauteile gestrahlt und pulverbeschichtet, tlw. auch mit Brantho Korrux gestrichen
  • Achsschenkelbolzen mit rollengelagerten Anlaufscheiben, alle Lagerstellen neu eingebuchst, Gummis durch PU ersetzt
  • Neue Radlager, neue Bremsscheiben (Standard, das reicht mir) sowie Bremsstaubbleche aus Edelstahl
  • Stoßdämpfer komplett bei Peter Caldwell in den USA überholt und mit etwas sportlicherer Ventil-Öl-Kombi sowie Wellendichtringen auf der Hebelachse versehen
  • Untere Querlenker ein wenig länger – das bringt leicht negativen Sturz für flotte Kurvenfahrt
  • Kürzere Federn (effektiv -1 cm) in Standard-Härte (480 lbs), zusätzlich ein passender Federanschlag je Seite
  • Es wird noch ein neuer ¾“-Stabi montiert

Die Achse wandert nun demnächst mit dem hinteren Pendant in ein Zwischenlager, um Platz für neue „Schweinereien“ auf der Werkbank zu schaffen.

Ach ja, was ich noch loswerden will: Angeblich soll man alle Schrauben an den beweglichen Teilen der Vorderachse erst im Stand und bei Last korrekt festziehen. Sonst baut man Verspannungen in das Fahrwerk ein. Das werde ich wohl auch so machen…

2 Gedanken zu “Finale an der Vorderachse

  1. Hi Sven…ja das geht in eingebautem Zustand der Vorderachse wesentlich einfacher mit den Federn und dem Wagenheber…habe ebenfalls mal eben über die Weihnachtstage meinem namenlosen Gefährt innerhalb 2 Tage in der spärlich beheizten Garage eine Ueberholung der Vorderachse gegönnt…eine der schönsten Arbeiten die ich bisher gemacht habe…good luck

  2. Hey Felix,
    sicher ists dann einfacher. Ich wollte es nur möglichst bald erledigt haben. Deine Freude über das Getane kann ich übrigens sehr gut nachvollziehen. Und das Ergebnis kann sich doch sehen lassen! Weiterhin viel Spaß!
    Sven

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