Restaurierung in Polen – eine Stippvisite bei Robert Czarnecki

Vorwort: Dieser Artikel entstand 2012 und führte letztlich dazu, dass ich meinen MGB nicht in Polen restaurieren ließ. Spätere Erfahrungen mit einem Mercedes W123 bestätigten meine Zweifel. Doch jeder sollte sich selbst ein klares Bild von den Chancen und Risiken machen. Nun folgt der Original-Artikel aus 2012…

Da sich meine Gedanken nun mittlerweile täglich mit den Arbeiten an Spencers faltigem Blechkleid beschäftigen, ist die Möglichkeit, sich der finalen Weisheit ganz praktisch zu nähern natürlich willkommen. Und was liegt da näher, als mit dem Herrn Papa einen kleinen Sonntagausflug nach Polen zu machen? Von meiner Heimat Berlin ist man ja in einer Stunde an der Grenze.

Internetrecherchen zu Oldtimerbetrieben in Polen und Fragen an „Leidensgenossen“ brachten zumindest einige Ergebnisse (Best Classic Cars, CCR, Czarnecki, Doctor Classic und Neulack Polen – ohne jegliche Wertung!). Offenbar ist aber der gesamte ehemalige Ostblock durch seine günstigen Stundenlöhne ein potenzielles Mekka für wagemutige Oldtimer-Liebhaber. Denn auch in Ungarn bei Gabor Bakos oder Johannes Schilcher in Tschechien kann man seinem automobilen Liebling eine verhältnismäßig günstige Frischzellenkur verpassen. Die Frage der Qualität stellt sich dabei aber mindestens genauso wie bei deutschen Betrieben.

Da es mir bei der Auswahl eines Karosseriebauers außerdem auch um die Möglichkeit geht, den Wagen und dessen Fortschritte regelmäßig zu begutachten, soll mein Weg dorthin möglichst kurz sein. Und der von Berlin aus kürzeste Weg führt über die zugefrorene Oder ins verschlafene Zbaszyn zu Robert Czarnecki. Der hat es sich in dem kleinen Städtchen, das vor einer Ewigkeit mal Grenzstadt war, gut eingerichtet und restauriert dort seit nunmehr elf Jahren Oldtimer. Dabei hat er dankenswerter Weise keine Markenscheuklappen. In seinem unaufgeregten und übersichtlichen Betrieb tummeln sich Autos aller Couleur: IFA F8, Ford Mustang, Mercedes Pagode, NSU Ro80 oder Plymouth Barracuda. Und auch der ein oder andere MG fand schon den Weg nach Zbaszyn.

Czarnecki, der abgesehen von Käfern letztlich alles gern auf seiner Hebebühne sieht, ist ein munterer Geselle, der trefflich über polnische Handwerkskunst debattieren kann. Er spricht fließend Deutsch, so dass schon mal die Sprachbarriere kein Thema ist. Und er nahm sich mehr als zwei Stunden Zeit, um meinen Vater – seines Zeichens KFZ-Meister – und mich in seine Welt mitzunehmen. Als Quintessenz kann ich sagen: Sein Vier-Mann-Betrieb macht offenbar eine solide Arbeit, hat umfangreiche Erfahrung und seinen eigenen Stil. Denn von „Schnell-Schnell“ hält Czarnecki nicht viel. Restaurieren heißt für ihn Erhalt von Historie, so gut wie eben möglich, was im Zweifel auch mal dauern kann. Auch mein Vater war übrigens angetan von seinem Handwerk.

Die gut zweistündige Rücktour brachte mir weitere Einsichten: Erstens ist der omnipräsente polnischer Baustil („Wer braucht schon Putz an den Wänden?“) echt Geschmackssache und zweitens wäre ein Betrieb wie der von Czarnecki durchaus geeignet, einige – wenn nicht sogar alle – Blecharbeiten an Spencer durchzuführen. An Kompetenz scheint es nicht zu mangeln und die Fahrzeuge vor Ort machten einen guten Eindruck. Dass ich davon keine Bilder zeige, liegt übrigens allein an den Wünschen der Kunden, die ihre Autos nicht im Netz zeigen zu wollen.

Ich werde in der nächsten Zeit auf jeden Fall nochmal mit Spencer im Gepäck nach Polen fahren und mir dort ein konkretes Angebot von Robert Czarnecki unterbreiten lassen. Meine Heimat Berlin bietet darüber hinaus die Möglichkeit, ältere Restaurierungen aus seiner Hand hinsichtlich Nachhaltigkeit zu checken. Auch das werde ich tun. Parallel sehe ich mich noch nach Schulungsmöglichkeiten zum Schweißen um, denn mein Interesse an eigenen Schweißerfahrungen wächst stetig…

12 Gedanken zu “Restaurierung in Polen – eine Stippvisite bei Robert Czarnecki

  1. Hallo Sven,

    das dritte Bild zeigt doch wohl nicht die Werkstatt !!
    Viel Glück bei der ( hoffentlich ) richtigen Wahl. Aber ich denke, wer mit soviel Enthusiasmus ans Werk geht, da kann eigentlich nichts schief gehen.

    Gruß
    Stefan

  2. nein, zum glück nicht! aber es zeigt, dass die polen doch das ein oder andere mal von unserem „deutschen“ standard abweichen. macht nicht zwingend erfolgreich, aber im zweifel sympathisch… übrigens: die meisten polen, die ich (auch außerhalb des oldtimertums) kenne, sind äußerst selbstkritisch – und liebenswert.

  3. Hallo,
    waren Sie inzwischen schon wieder in Polen um sich ein Angebot machen zu lassen?
    Wäre interessant zu wissen welche Arbeiten die Werkstatt in Polen alles ausführen würde und wie die Kosten dazu ausehen.

    Gruß

    Florian

  4. hallo florian,
    ich wollte meinen wagen zu robert czarnecki bringen, der offenbar kompetent ist und faire angebote macht. ich denke bei meinem wagen so etwa 3.000 eu für alle blecharbeiten – ohne neuteile. der stundenlohn liegt bspw. weit unter dem, was man in deutschland berechnet und die fahrzeuge vor ort machten einen guten eindruck. leider hat herr czarnecki zu seinem vorteil derzeit viele aufträge und könnte mich frühestens im dezember bedienen. das dauert mir dann aber zu lange, weshalb ich derzeit hierüber nachdenke…
    die entscheidung steht derzeit noch aus…
    grüße! sven

  5. Hallo Sven,
    danke für den Tipp! Suche für meinen T2b eine gute und günstige Werkstatt die mir die Kiste rundum schweißt und lackiert. Bleche gibt es zu 99% auf´m Markt. Da denke ich wäre dein Tipp nicht schlecht, aber fast schon zu professionell. Werde aber zumindest mal da anfragen ob die Interesse an sowas haben und was es grob kosten würde.
    Gruß, Florian

  6. hi florian,
    mit einem t2b wirst du bei paul ehm sehr willkommen sein. dort ist man sehr volkswagen-affin. der chef hat käfer, bullis und 1er gölfe sowie einen ältere audi rs6…
    viel erfolg!
    sven

  7. Rober Czarnecki ist der größte Psychopath dem ich je begenet bin.
    Er hat meine im Voraus angezahlte Restauration mitterndrin abgerochen, weil ich seiner Meinung nach Ersatzteile zu spät geliefert habe, es kam keine Aufforderung oder Frist, ohne Vorankündigung ist er nicht mehr ans Telefon, hat keine Mails mehr beantwortet und ich musste mein Auto im Schnee in Kisten wieder abholen. Er hat mit sogar einen Teil meines Geldes wiedergegeben. Das Auto ist immer noch in Kisten. Und das Auto war mein Jugendtraum. Mir hat in meinem Leben noch niemand mehr emotionalen und finaziellen Schaden zugefügt. (…)

  8. das las sich bis zum letzten Kommentar alles sehr gut, hatte schon in Erwägung gezogen, mal bei Czarnecki wegen meiner DS vorzusprechen, nun mehren sich allerdings die Zweifel.

  9. Ich kann das nicht einschätzen, hätte ihn als vertrauenswürdig eingeschätzt. Vielleicht ists am besten, sich selbst eine Meinung zu bilden…

  10. Ich lasse von Robert seit 2014 Autos restaurieren. Er liefert erstklassige Qualität (Aussage des Prüfers bei der Vollabnahme “ Eyh Kollegen, kommt mal her, ich habe hier einen Neuwagen aus 1977.) ist Markenoffen und zuverlässig. Allerdings muss man ein bisschen Zeit mitbringen und sollte sich selber um die Ersatzteilbeschaffung kümmern. Wenn man da nicht gut „zuarbeitet“, d.h. gar nicht oder nur Schrott anliefert, verliert er eventuell irgendwann die Freude am Schrauben….

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